Ich blätterte durch meine Kontakte und stellte die Verbindung her, ein sehr verschlafener Mathias Brouillette antwortete nach fünf Klingeltönen.
„Wa?“, sagte er zur Begrüßung.
„Du bist ein verdammtes Arschloch“, schnappte ich.
„Wer ist dran?“ Ich stellte mir vor, wie er auf seinen Bildschirm schielte. „Benjy? Was zur Hölle? Es ist drei Uhr morgens.“
„Das ist alles deine Schuld“, betonte ich. „Du hast ihm gesagt, dass er mit mir reden soll; du hast ihm verdammt nochmal gesagt, dass ich schwul bin. Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?“
„Warte… was?“, fragte Mat und sein Ton veränderte sich, Schrecken und Verschlafenheit gingen über in Verwirrung. „Wem?“
„Dem Jungen, Lester, Avery Lester, Verteidiger für Carlisle Rush.“
„Ich weiß, wer Avery ist“, sagte Mat geduldig. „Er hat mit dir darüber gesprochen, was mit ihm passiert ist? Warte, bleib dran.“
Ich hörte Gemurmel, wie Mat mit jemandem redete, versprach, dass er gleich wieder da wäre und ich fragte mich für einen Moment, wer mit ihm im Bett war. Dann schob ich es beiseite; es war mir egal, mit wem Mat schlief und ich würde nicht nach Einzelheiten fragen. Es interessierte mich nicht.
„Fang nochmal von vorne an“, verlangte Mat und gähnte. „Ist er in Ordnung? Scheiße, ich brauche Kaffee.“
Ich ging in meine Küche. Ich wollte und brauchte keinen Kaffee, aber ich betätigte den Schalter an der Maschine und trommelte mit meinen Fingern auf dem Tresen.
„Es geht ihm gut“, log ich. Warum tat ich das? Ich hatte angerufen, um zu reden, ich musste ehrlich sein.
„In dem Fall, Benjy, es ist scheißfrüh und Luke wärmt das Bett; wir können das am Morgen klären.“
„Avery“, sagte ich und hielt inne.
„Avery was?“
„Ich liebe ihn“, schnappte ich.
Ich hörte das schnelle Einatmen von Mat. Er war einer derjenigen in der Liga, die halb geoutet waren und damit war gemeint, dass das Team Bescheid wusste und niemand jemals darüber sprach. Keine Journalisten wussten davon, oder Fans. Er war nicht dafür bereit. Natürlich war er von einem Team der Westküste verkauft worden, und die Ironie darin entging mir nicht. Ich hatte immer gedacht, Kalifornien akzeptierte alternative Lebensweisen viel eher. Er war in Kanada gelandet und hatte Luke kennengelernt; das war vor einem Jahr gewesen. Wie es schien, war Luke immer noch ein Teil davon.
„Und ich will nicht verkauft werden“, platzte ich heraus. Weil ich die Colts liebte, ich hatte hart dafür gearbeitet, dorthin zu kommen, wo ich war; in der zweiten Linie, mit der Chance auf Zeit oben bei den Dragons. Ich traf, ich gewann, ich hatte den Respekt, dass ein Typ, der so klein war wie ich, ein Schläger war, der Dinge erledigte.
„Gut, warte. Du triffst dich mich Avery? Du liebst Avery?“
Ich öffnete meinen Mund, um abzustreiten, was ich buchstäblich gerade zugegeben hatte. „Ja, und ich habe verkackt.“
„Ich sitze“, sagte Mat. „Ist das dein Ernst?“
Ich konnte nicht antworten, denn ich stand wahrscheinlich kurz davor, in einer Mischung aus Liebe, Trauer und Bedauern zu hyperventilieren. Ich hörte ihn reden, wie er das Wort atme immer und immer wieder wiederholte.
Schließlich konnte ich genau das machen: gewaltige, große, hechelnde Atemzüge voll Luft schnappen.
„Rede mit mir, was ist passiert?“
„Ich will es ihm sagen, aber ich kann nicht, weil das bedeutet, dass jeder über mich Bescheid weiß und ich bin nicht dazu bereit, irgendjemandem davon zu erzählen“, sagte ich, nahezu unverständlich bei der Geschwindigkeit, in der die Worte aus meinem Mund quollen.
„Okay…“ Mat dehnte das eine Wort und ich vermutete, das sollte ihm selbst Zeit verschaffen, um herauszufinden, was er als nächstes sagen sollte. „Sag es ihm. Nicht nur den Teil mit der Liebe, sondern den Rest – deine Ängste, deine Hoffnungen, alles.“
Ich plapperte weiter, obwohl Mat Sinn ergab. „Avery will mich irgendwie immer küssen und nach dem Sex umarmen. Er sorgt dafür, dass ich die Kontrolle verliere. Ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken, oder nach ihm Ausschau zu halten, oder mit ihm zusammen sein zu wollen.“ Ich hörte auf, denn je mehr ich sagte, desto mehr außer Kontrolle fühlte ich mich.
„Benjy, das musst du ihm sagen.“
„Aber was ist, wenn alles, was wir gemeinsam haben, Eishockey ist, was ist, wenn ich meine Karriere wegwerfe für die Gelegenheit auf guten Sex?“
„Ist es nur Sex?“
„Nein, wir reden, und nicht nur über Eishockey. Er bringt mich zum Lächeln, und verdammt, warum zur Hölle erzähle ich dir das?“
„Du musst atmen“, sagte Mat wieder.
„Ich atme, verdammt nochmal“, antwortete ich mit einem Räuspern, um meinen Hals frei zu bekommen. „Warum hast du ihm überhaupt gesagt, dass er mit mir reden soll, Arschloch? Das ist alles deine Schuld.“
Stille, dann seufzte Mat. „Gut, ich übernehme die volle Verantwortung; fühlst du dich jetzt besser?“
„Du bist ein Arschloch“, sagte ich müde, weniger wütend, dafür resignierter. „Und nein, tue ich nicht. Was ist, wenn Rush ihn verkauft? was ist, wenn für ihn alles vorbei ist?“
„Es gibt einen Jungen bei den Harrisburg Railers, einen der Rowe-Brüder.“
„Ich kenne Tennant.“
„Nun ja, Ten schläft mit einem der Trainer; sie arbeiten an einer Meldung, um es offiziell zu machen. Das könnte der Beginn für etwas Gutes in Sachen outen sein.“
„Warum sollte er das machen? Er ist am Arsch, sobald andere Leute davon wissen und Scheiß drauf, ich bin nicht dazu bereit, dass Leute mich anders ansehen.“
„Dann, Benjy, sag ihm, dass du nicht bereit bist und wenn du ihm etwas bedeutest, wird er es verstehen.“
Wir beendeten das Gespräch. Es war drei Uhr vierundzwanzig und ich zog mich an, schnappte mir meine Geldbörse, Ladegerät, Handy und Schlüssel und verließ die Wohnung. Im Auto hinterließ ich eine verstümmelte Nachricht auf Rustys Handy, in der ich darum bat, dass er für mich einen Sonderurlaub einreichte. Mit keinem richtigen Plan im Kopf, außer, dass ich Avery sehen wollte, fuhr ich nach Süden. Sieben Stunden waren nichts, wenn das bedeutete, dass ich Avery von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen und den Mann davon überzeugen würde, dass ich kein komplettes Arschloch war.
Ich dachte zurück an das, was Mat über das Coming-Out eines der Rowe-Brüder gesagt hatte. Das würde ein Novum in einem NHL-Team sein, ein waschechter, geouteter schwuler Mann, der Eishockey spielte. Aber alles, an das ich denken konnte, war, dass Tennant Rowes Karriere zu Ende war. Erledigt.
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